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Neuzeit

Basaltabbau in der Neuzeit ab dem Jahr 1400

Die Natur machte es den Menschen der Region nicht leicht, an die begehrten Rohstoffe zu kommen. In der Mayener Gegend, vor allem aber bei Mendig, waren die Deckschichten aus Bims und Löß viel zu dick, d.h. man konnte die Schichten nicht abtragen, um an den Basalt zu kommen. Daher sahen sich die Menschen gezwungen, die Basaltlava-Brüche unter die Erde zu verlegen. So höhlten die Menschen in Mendig einen Lavastrom, der besonders gut für Mühlsteine geeignet war, in Jahrhunderte langer Arbeit von innen her aus.
Heute könnt ihr zusammen mit einem Gästeführer in diesen weiten Abbauhallen unter Mendig herumlaufen –  in den sogenannten Lavakellern.

Göpelwerke im Bergbau

Um 1700 wurden die Göpelwerke in Betrieb genommen. Das waren hölzerne Winden (eine Art Kran) die von Menschen und Tieren angetrieben wurden. Mit den Göpelwerken wurde die abgebaute Basaltlava durch Schächte von tief unter der Erde bis hoch an die Erdoberfläche befördert.

Arbeitsbedingungen in den Bergwerken

Die Arbeit war aber sehr hart: Bis zu 20 Meter tief mussten die Menschen einen Schacht in den Boden treiben. Das war häufig Frauenarbeit. Dann begann der schwierigere Teil: das Durchschlagen der obersten Lavaschicht. Darunter lag der begehrte Mühlsteinbasalt.
Die Arbeit in ständiger Dunkelheit, kaum von Gaslampen beleuchtet, war eine regelrechte Schinderei. Hier unten war es feucht und kalt, auch im Sommer. Das machte die Männer krank. Ständige Schmerzen und starke Erkältungen waren nur wenige Folgen dieser harten Arbeit. Die Lebenserwartung der Layer, wie die Steinbrucharbeiter hießen, lag unter 40 Jahren. Es war ein hartes Leben auf den Grubenfeldern. Immer wieder kam es zu tödlichen Unfällen. Die alten Göpelwerke waren Todesursache Nummer 1.

Auch die Kinder mussten mit ran: Sie räumten den Schutt weg und brachten ihren Vätern das Essen in die Abbauhallen.

"Alter Mann" im Bergbau

Erst nach 1850 begann man wieder mit dem Tagebau. Dabei schnitten die tiefen Gruben oft die älteren an. „Alter Mann“ nannten die Steinbrecher solche Stellen.

Im Mayener Grubenfeld sind sie noch heute zu sehen. Einst zogen sich die Abbauhöhlen kilometerweit. Durch den Tagebau sind viele von ihnen verschwunden.

 

Bordsteine für das Kaiserreich

Längst waren es nicht mehr nur Mühlsteine, für die der Basalt abgebaut wurde. Es gab auch großen Bedarf an Werksteinen für Gebäude, Pflaster- und Bordsteinen.

Die Bordsteine wurden nicht stückweise, sondern gleich kilometerweise bestellt. Sie kamen ab 1880 mit der Eisenbahn aus der Eifel in die ständig wachsenden Großstädte.

 

Ein Bauboom war der Grund für das gute Geschäft mit den Steinen. Im Jahr 1871 wurde Wilhelm I. deutscher Kaiser. Auf das Kaiserreich waren viele Deutsche sehr stolz. Sie errichteten in den Städten zahlreiche prächtige Gebäude und Straßen, um der ganzen Welt zu zeigen, wie bedeutend Deutschland war. Typisch für viele Bauten dieser Zeit ist der kontrastreiche Wechsel von dunklem Basalt und hellem Tuff.

Jetzt werden auch die in Jahrtausenden angehäuften Schutthalden für Schotter für den Bahn- und Straßenbau verarbeitet – anfangs eine beschwerliche Handarbeit. Um die Jahrhundertwende übernahmen dampfbetriebene Brechwerke diese Aufgabe. Die alten Schutthalden schrumpften immer mehr zusammen. Darunter kamen oft noch ältere Steinbrüche wieder zum Vorschein.

Abbau von Tuff

Tuffstein war als Baustein weiterhin sehr gefragt. Aber der Stein wurde auch zu feinem Mehl zermahlen – so entstand Trass. Bevor der Tuffstein zu Trass gemahlen werden konnte, musste er jedoch austrocknen. Dazu wurde er in langen Reihen, den Arken, gestapelt.
Mischt man diesen Trass mit Kalk und Wasser, dann entsteht ein Mörtel, der auch unter Wasser aushärten kann.
Rheinischer Trass war also eine sehr praktische Erfindung, wenn man am oder im Wasser bauen wollte. Daher war Trass schon im 17. Jahrhundert ein Exportschlager – vor allem in die Niederlande, wo er beim Bau von Deichen und Häfen verwendet wurde.

Bis 1858 wurde Tuff unterirdisch gewonnen. Dann wurde der Untertagebau verboten – er galt als zu gefährlich. So begann für den Tuff begann die Zeit des Tagebaus. Dabei erschienen die jahrhundertealten Stollen wieder – die „alten Männer“.

 

Abbau von Bims

Alle Rohstoffe der Osteifel waren mit einer dicken Bimsschicht bedeckt, die vom Ausbruch des Laacher See-Vulkans stammte. Ab 1850 wurde auch der Bimsstein genutzt und abgebaut. Die stufenartigen Abbaukanten sieht man noch heute in der Landschaft Pellenz. Mit Pellenz bezeichnet man ein Gebiet in der Osteifel. Der Name Pellenz leitet sich von dem lateinischen palatium (Palast) oder von terra palatina (Land des Pfalzgrafen) her.

Mit Bims konnte man viel Geld verdienen. Jeder Bauer, der ein Stück Land besaß, konnte sein Glück in der Schwemmstein-Fabrikation versuchen. Schwemmstein wird nämlich aus Bims hergestellt und heißt deshalb so, weil man glaubte, der Bims sei vom Rhein angeschwemmt worden. Was aber nicht stimmte, denn der Bims stammt ja aus dem Ausbruch des Laacher See-Vulkans.

Die Herstellung von Schwemmstein ist einfach: Bims wird mit Kalkwasser vermischt, später nahm man Zement. Das Gemisch gibt man in Formen, presst es und lässt sie trocknen. Fertig ist der sogenannte Schwemmstein, ein Leichtbaustein.

Dieser neue Erwerbszweig bot vielen Menschen Arbeit und Brot. Vor der Mechanisierung der Industrie war alles Handarbeit. Kinder – Jungen und Mädchen – schufteten wie die Erwachsenen, mindestens 12 Stunden am Tag ohne Pausen. Viel über die Herstellung von Bimssteinen könnt Ihr heute noch im Museum der Bimsindustrie in Kaltenengers erfahren.

 

Elektrizität und moderne Maschinen im Bergbau des 20. Jh.

1903 kam Elektrizität ins Mayener Grubenfeld – ein weiterer Meilenstein in der technischen Entwicklung des Steinbruchwesens: Pumpen und Presslufthämmer veränderten und erleichterten die Arbeit in den Gruben. Schnell eroberten elektrische Grubenkräne die Steinbrüche. Ihr Einsatz erhöhte die Leistungsfähigkeit enorm. Der Tagebau wurde nun die Regel.

Bims wurde seit den 30er Jahren mit Eimerkettenbaggern gefördert. Seine schnurgeraden Abbaukanten bestimmten für längere Zeit das Landschaftsbild der Region.

Während der Tagebau bei Tuff und Basalt zunahm, wurde Schiefer vermehrt unter Tage abgebaut. Fördermaschinen und Pumpen mit Dampfkraft erlaubten auch hier den Abbau unter dem Grundwasserspiegel.

Vulkangesteine für den Bau von Autobahnen

In den 30er Jahren, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurde wieder im großen Stil gebaut. Gewaltige Bauvorhaben wie die Reichsautobahn sollten die Menschen beeindrucken und bei der gezielten Verbreitung der schrecklichen politischen Ideen (=Propaganda) der Regierung helfen. Die Autobahnen versprachen Fortschritt – allerdings waren sie in Wirklichkeit schon für den geplanten Krieg bestimmt. Vulkanische Baustoffe waren auch bei diesem Bauvorhaben sehr gefragt. Jetzt rückte man den Vulkanbergen selbst zu Leibe, denn sie bestehen aus Lavaschlacke oder Lavalit, der bei der Betonherstellung und im Straßenbau verwendet wird.

Am Ende des 2. Weltkrieges, als amerikanische Soldaten in die Eifel einmarschierten, war die Stadt Mayen ein Schutthaufen und wurde zur „toten Stadt“ erklärt. Die Betriebe der Steinindustrie lagen still und so wurde ihre rasante Entwicklung gestoppt.

Vulkangesteine für den Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg

Doch die Osteifel hatte Glück im Unglück, da sie genau das besaß, was nun dringend benötigt wurde: Baustoffe für den Wiederaufbau.

Allein der Bedarf an Bims war riesig. Die Bimswerke der Osteifel halfen, die junge Bundesrepublik aufzubauen. Der Anteil an Bims betrug dabei fast 50 %.
So kam der Steinindustrie der Osteifel ein großer Anteil am Wirtschaftswunder zu.

 

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